Jeder Taucher steht früher oder später vor der Frage, ob er sich seine Ausrüstung leihen oder kaufen soll. Bei dieser Entscheidung geht es nicht nur um Komfort, sondern auch um gute Isolation und die Sicherheit beim Tauchen. Die Vor- und Nachteile sollte man daher genau abwägen. Wir helfen dabei.
Bei manchen Ausrüstungsteilen kann man von einem Leihen recht eindeutig abraten, bei anderen Teilen kommt es auf den Einzelfall an. Eine generelle Aussage, Taucher sollten sich ihre Ausrüstung komplett selbst zulegen oder eben nicht, möchten wir hier nicht treffen. Dennoch gibt es einige generelle Vor- und Nachteile, die das Leihen beziehungsweise Kaufen der Tauchausrüstung mit sich bringen.
Die Vorteile: Wer seine Ausrüstung leiht…
- … kann verschiedene Modelle und Ausführungen dem Praxistest unterziehen. Gerade für Anfänger kann das sinnvoll sein, denn so lassen sich auch die eigenen Vorlieben und Abneigungen in Ausrüstungsfragen entdecken und die Passform genau überprüfen.
- … muss nicht auf einen Schlag viel Geld ausgeben. Tauchausrüstung ist schließlich teuer. Allerdings darf man auch nicht unterschätzen, wie teuer das Leihen wird, wenn man viel taucht. Die Anzahl der Tauchgänge pro Jahr kann hier entscheidend sein: Wer nur zehn Tauchgänge im Jahr oder nur einmal im Jahr im Urlaub ein paar Tauchgänge macht, braucht nicht unbedingt eine komplette Ausrüstung.
- … bekommt die Ausrüstung, die zum jeweiligen Tauchgebiet passt. Tauchbasen an Bergseen haben halbtrockene Anzüge und Eiswesten und zum Teil sogar Trockentauchanzüge im Verleih, Tauchbasen in den Tropen werden entsprechend weniger isolierende Modelle verleihen. Gleiches gilt für Flossen und Füßlinge. Über diesen Punkt sollten vor allem solche Taucher nachdenken, die in ganz unterschiedlichen Gebieten tauchen.
- … muss sich nicht am Flughafen mit Übergepäck rumschlagen, muss sein Equipment nicht akribisch zusammensuchen, schon zu Hause packen und obendrein hat er nichts mit der Pflege, Wartung und Lagerung am Hut. Leihen ist also bequemer.
Die Nachteile: Wer seine Ausrüstung leiht…
- … muss sich ständig an die andersartige Bedienung wechselnder Ausrüstungsteile gewöhnen. Jackets sind sehr unterschiedlich bei der Bleiintegration, den Befestigungen, den Schnellablässen und überhaupt der Schnittform. Und wer leiht, muss jedes Mal aufs Neue schwitzend und keuchend nach der richtigen Technik suchen, um in den Tauchanzug hineinzukommen.
- … weiß nie sicher, wie hygienisch die Ausrüstung ist. Er weiß nie, wer zum Beispiel den Anzug vorher anhatte oder den Atemregler im Mund. Und er weiß nicht, ob die Tauchbasis die Ausrüstung regelmäßig reinigt und desinfiziert. Kein allzu schöner Gedanke, wenn das Kopfkino erst gestartet ist.
- … weiß nicht, ob die Ausrüstung nach den Vorschriften gewartet ist. Das betrifft insbesondere Atemregler, Jackets und Flaschen. Schlechte Wartung kann hier ein großes Sicherheitsrisiko darstellen, dem man bei der eigenen Ausrüstung vorbeugen kann.
- … weiß erst vor Ort, ob die Ausrüstung passt und ordentlich ist. Ist sie das nicht, hat man keine Alternative. Besonders für Taucher mit Sondergrößen kann das ein Grund sein, Teile der Ausrüstung lieber zu kaufen.
Darauf sollte man beim Leihen von Tauchausrüstung achten
Je nach Teil der Tauchausrüstung kommt es beim Leihen auf Aspekte des Komforts, der Isolation gegen Kälte, der Bedienung oder der Sicherheit an. Die folgende Liste zeigt, worauf jeweils geachtet werden sollte.
Bei dieser Ausrüstung kommt es vor allem auf die Sicherheit an:
Maske: Hier kann man tatsächlich vom Leihen abraten. Es gibt keinen Grund, sich keine eigene Maske zuzulegen. Tauchmasken gehen nicht allzu sehr ins Geld, sie sind leicht und klein und passen somit immer ins Gepäck und obendrein tragen sie enorm zur Sicherheit bei. Eine nicht richtig sitzende Maske ist nicht selten Ursache für einen sich langsam hochschaukelnden Zwischenfall beim Tauchen. Wie man die richtige Passform einer Tauchmaske ermittelt – was beim Leihen ausnahmslos vor jedem Tauchgang mit einer neuen Maske getan werden sollte – steht in unserer Einkaufsliste für Tauchanfänger. Faustregel: Nicht abtauchen mit einer Maske, die nicht richtig sitzt!
Tauchcomputer:
Auch hier raten wir aus Sicherheitsgründen vom Leihen ab. Ein geliehener Tauchcomputer berücksichtigt nicht die individuellen No-Flight-Zeiten, die eigene Restsättigung und Dekopausen aufgrund von vorangegangenen Tauchgängen, die vielleicht an anderen Tauchbasen mit anderen Tauchcomputern stattgefunden haben. Stattdessen berücksichtigt er aber eventuell Tauchgänge vom vorangegangenen „Besitzer“. Allerdings ist ein Tauchcomputer auch ein großer Kostenfaktor. Wer also leiht, sollte sich das Gerät vor dem Einsatz genau erklären lassen. Im Idealfall nicht erst auf dem Boot kurz vorm Sprung ins Wasser – wie es leider allzu häufig gehandhabt wird. Nur so kann man sicher sein, Warnsignale, Deko- und Sicherheitsstopps richtig zu interpretieren. Das Problem, das der Leih-Computer nicht nur die eigenen Tauchgänge berücksichtigt, bleibt allerdings.
Atemregler:
Dieser sollte den Gegebenheiten angepasst sein. Besonders in kaltem Wasser ist ein Zweitregler mit einer getrennten ersten Stufe wegen der geringeren Vereisungsgefahr sicherer als ein Atemregler mit Oktopus. Eine alternative Luftquelle sollte jedenfalls immer dabei sein. Sinterfilter und der Rest der ersten Stufe sollten auf den ersten Blick sauber, nicht angelaufen oder porös, das Mundstück nicht angenagt sein. Angeschlossen werden sollte die erste Stufe nur an ein sauberes, trockenes Flaschenventil und der Atemregler sollte nirgends zischen oder abblasen. Beim Spülen nach dem Tauchgang unbedingt darauf achten, dass man die erste Stufe trocken hält und die Munddusche beim Spülen nicht drückt! Schließlich möchte man nicht die Ursache sein, wenn das Gerät beim Nachfolger nicht mehr funktioniert oder ihn in Schwierigkeiten bringt! Unsere Anleitung zeigt Schritt für Schritt, wie man den Atemregler richtig pflegt.
Pressluftflasche: Die Tauchflasche ist ein großer Sicherheitsfaktor und die meisten Taucher verlassen sich hier auf die Tauchbasen. Letzten Endes weiß man aber nie, wie gut die Flaschen dort gepflegt werden. Prüfen kann und sollte man aber, ob der TÜV noch gültig ist, die Flasche rostig ist und ob die Luft riecht oder einen Beigeschmack hat. Dies sind alles ausreichende und wichtige Punkte, die im Vorfeld Beachtung finden sollten. Hält man ein weißes Taschentuch vor die ausströmende Luft, darf es sich nicht verfärben. Dass es leider nicht selbstverständlich ist, geprüfte, sichere Flaschen und Atemluft zu erhalten, zeigt der Test, den die Redaktion der Zeitschrift Unterwasser in Süddeutschland durchgeführt hat. In der Ausgabe 07/2013 gibt es zudem noch genauere Angaben dazu, was zu beachten ist.
Bei dieser Ausrüstung kommt es vor allem auf den Komfort / die Isolation an:
Füßlinge und Flossen:
Die richtige Passform sorgt hier erstens für eine gute Isolation und zweitens für mehr Komfort beim Tauchen. Füßlinge und Flossen sollten nicht zu eng sitzen, aber jeweils auch noch genug Spielraum bieten. Sonst wird es unangenehm, man friert schneller und kann Blasen, schlecht heilende Scheuerwunden oder Muskelkrämpfe bekommen. In schlecht gepflegten und insbesondere in geliehenen Füßlingen lauern allerdings noch weitere, nicht sichtbare Gefahren wie Pilzsporen.
Tauchanzug:
Ein Anzug, der nicht richtig passt, ist eine Qual: Man kommt nicht vernünftig rein, er sitzt an allen Ecken und Enden schlecht und die Isolation lässt zu wünschen übrig. Ist er zu eng, bekommt man kaum noch Luft und kann sich kaum bewegen, ist er zu weit, friert man viel mehr und schneller als nötig. Das kann auch die Buddys stören, denn richtig starkes Frieren kann zum frühzeitigen Abbruch des Tauchgangs führen und obendrein steigert es den Luftverbrauch. Außerdem verlängert sich die Kompression bei durch die Kälte stark verengten Gefäßen, was der Tauchcomputer aber nicht weiß. Ein zu enger Anzug kann auch die Atmung und den Druckausgleich beeinträchtigen, was unter Wasser große Unruhe und Panik auslösen kann. Ein gut sitzender Anzug ist daher auch ein Sicherheitsaspekt. Also den Anzug mit genügend Zeit und Ruhe anprobieren und nicht aus Bequemlichkeit oder Zeitdruck den falschen wählen!
Blei:
Blei kann getrost dauerhaft geliehen werden. Das erspart einem eine Menge völlig unnötige Schlepperei, denn Blei gibt es an jeder Tauchbasis in ausreichender Menge zu leihen, egal ob für den Bleigurt oder für das bleiintegrierte Jacket. Wichtig ist hier aber, die Tarierung vor dem Abtauchen zu checken – vor allem, wenn man in unbekanntem Gewässer mit unbekannter Ausrüstung tauchen möchte. Im Zweifel lieber einige Ersatzstücke mit zum Tauchplatz nehmen oder lose in extra Taschen im Jacket stecken
Bei dieser Ausrüstung kommt es vor allem darauf an, die Bedienung zu kennen:
Jacket:
Beim Jacket spielen eigentlich alle Faktoren – Sicherheit, Komfort und Bedienung – eine Rolle. Allzu schnell meint man aber, mit der richtigen Wahl der Größe hätte sich das Thema Jacket erledigt. Allerdings sollte ein Jacket auch gut gepflegt sein und vor allem sollte man sich mit der Bedienung auseinandersetzen. Hat das Jacket Befestigungsmöglichkeiten für meine Extra-Ausrüstung wie Kamera, Lampe, Reel? Wo befestige ich den Oktopus oder Zweit-Atemregler? Wie kann ich das Blei abwerfen? Sitzt der Bauchgurt gut? Wo befinden sich die Schnellablässe? Funktioniert der Inflator störungsfrei? Ist die Befestigung der Flasche sicher? Habe ich Rückenprobleme und sollte besser ein bleiintegriertes Jacket tauchen als ein Jacket plus Bleigurt? Hier gilt es einige Aspekte zu beachten, die auch für die Sicherheit beim Tauchen wichtig sind.
Kamera / Lampe:
Auch Unterwasserkameras und Tauchlampen können an vielen Tauchbasen geliehen werden. Das kann sich auch absolut lohnen! Ratsam ist das allerdings nur für fortgeschrittene Taucher, die mit der sonstigen Ausrüstung vertraut umgehen und sich auf solche „Extras“ gefahrlos konzentrieren können. Vor dem Tauchgang sollte man sich die Bedienung dieser Geräte in Ruhe erklären lassen. Sonst kann man den Tauchgang nicht genießen, stört seine Mittaucher, macht schlechte Fotos oder steht bei einem Nachttauchgang plötzlich im Dunkeln. Eine unruhig geführte Tauchlampe kann für Buddys nachts sehr unangenehm sein.
Natürlich ist schlechter Komfort oder falsche Bedienung auch ein Sicherheitsfaktor. Die Liste ist daher nicht ganz trennscharf. Sie hilft aber, sich zu entscheiden, welche Teile man getrost leihen und welche man vielleicht doch lieber kaufen möchte.
Weitere Tipps zur Pflege der Tauchausrüstung
Wir haben uns im Magazin wiederholt ausführlich mit der richtigen Pflege, Reinigung, Desinfektion und Lagerung der Tauchausrüstung beschäftigt und unter anderem allgemeine Tipps und detaillierte Pflegeanleitungen veröffentlicht.