In der Ausbildung von Sporttauchern spielt die richtige Beinarbeit kaum eine Rolle. Die meisten Taucher beginnen mit dem kraulartigen Standard-Beinschlag. Mit zunehmender Erfahrung wechseln viele Taucher zum Frog-Kick. Ist er der bessere Beinschlag? Ich finde: Ja!
Nahezu alle Taucher beginnen ihr Leben unter Wasser mit dem Standard-Beinschlag, der dem beim Kraulschwimmen ähnelt: Die Beine sind gestreckt, aus der Hüfte heraus werden sie in eine Paddelbewegung versetzt.
Keine Frage, dieser meist instinktiv benutzte Beinschlag hat einige Vorteile:
- Man kommt sehr gut voran und kann auch mit Buddys mithalten, die etwas schneller unterwegs sind.
- Er ist perfekt, um gegen die Strömung anzuschwimmen, weil die Fortbewegung konstant und gleichmäßig ist.
- Er gleicht die vielleicht noch nicht so perfekte Tarierung von Anfängern leicht aus.
Allerdings hat der Standard-Flossenschlag in vielen Fällen auch Nachteile:
- Der Beinschlag löst vor allem nach oben und unten Verwirbelungen aus, wodurch Sediment aufgewirbelt wird. Das ist vor allem bei sandigem oder lehmigem Grund von Nachteil – für die Buddys, die hinter einem schwimmen und für die Taucher, die nach einem ins Wasser gehen. Außerdem setzt sich aufgewirbeltes Sediment auf Wasserpflanzen ab und trägt zu deren Absterben bei. In einigen Seen wie dem Samaranger See und dem Fernsteinsee ist das Berühren oder Aufwirbeln des Grundes daher streng verboten. Im Meer können Verwirbelungen nach unten schlimmstenfalls Korallen abbrechen. Ein Beinschlag, der möglichst kein Sediment aufwirbelt, ist daher erstens fair und zweitens umweltbewusst.
- Der kraulartige Beinschlag macht sehr anfällig für Wadenkrämpfe.
- Der Standard-Beinschlag verleitet dazu, seine Tarierung nicht richtig zu trainieren. Zur Not gleicht der Beinschlag die fehlende Schwerelosigkeit ja aus. Das führt dazu, dass vor allem Beginner selbst dann mit den Beinen schlagen, wenn sie sich gar nicht fortbewegen möchten (um nicht abzusinken oder aufzusteigen).
- Durch das ständige Paddeln wird viel Energie verbraucht – und Atemluft. Der Standard-Beinschlag ist in dieser Hinsicht selten effektiv und daher meistens nicht die richtige Wahl. Eine Ausnahme ist das Tauchen in (starker) Strömung.
Fazit: Der Standard-Flossenschlag, den die meisten Taucher von Beginn an instinktiv nutzen, ist bei vielen – um nicht zu sagen den meisten – Tauchgängen umweltschädigend, (zu) anstrengend für die Wadenmuskulatur, unfair seinen Mittauchern gegenüber, schlecht für die Perfektionierung der Tarierung und ineffektiv im Hinblick auf Energie- und Luftverbrauch.
Fast immer die bessere Wahl: der Frog-Kick
Wie schön, dass es eine Alternative gibt. Viele fortgeschrittene Taucher steigen irgendwann auf den Frog-Kick um. Er ähnelt dem Beinschlag beim Brustschwimmen, allerdings sind die Unterschenkel etwas nach oben abgewinkelt. Die Unterseiten der Flossenblätter zeigen beim Zusammenführen der Beine deutlich zueinander.
Der Frog-Kick hat so viele Vorteile, dass man ihn getrost als die meist bessere Flossentechnik bezeichnen kann:
- Das Wasser wird nach oben und hinten verwirbelt. Dadurch wird kein Sediment aufgewirbelt – zur Freude der Umwelt und der Tauchbuddys.
- Der Frog-Kick macht weniger anfällig für Wadenkrämpfe.
- Da der Frog-Kick eine Gleitphase beinhaltet, wird das Tauchen wesentlich ruhiger und entspannter. Die Schwerelosigkeit lässt sich viel stärker genießen als beim Standard-Flossenschlag. Voraussetzung ist hier aber eine sehr gute Tarierung, die jeder Taucher draufhaben sollte und die mit dem Frog-Kick quasi mittrainiert wird.
- Die Steuerung der (Fort-)Bewegung wird wesentlich sensibler. Oft reicht im Schwebezustand schon eine leichte Bewegung mit dem Fuß, um die Position zu verändern oder zu korrigieren.
- Der Frog-Kick ist weniger anstrengend. Ergo verbraucht er weniger Energie, der Taucher spart Atemluft.
Zwei nennenswerte Nachteile hat der Frog-Kick: Er benötigt erstens viel Platz. Buddys, die selbst keinen Frog-Kick ausüben, kommen einem „frog-kickenden“ Taucher schnell mal zu nah und bekommen dann den ein oder anderen Tritt ab. Abhilfe schafft der weniger ausladende „kleine Frog-Kick“.
Zweiter möglicher Nachteil des Frog-Kick: Er lässt sich nicht mit allen Flossenarten durchführen. Split-Fins zum Beispiel sind für den Frog-Kick eher ungeeignet. Hier kann es sich lohnen, bei der Wahl der Flossen darauf zu achten, welchen Flossenschlag man bevorzugt und ob die Flossen dazu passen. Unsere Leser jedenfalls sind unterschiedlicher Meinung: Die Einen melden, Split-Fins eigneten sich nicht für den Frog-Kick, die Anderen nutzen sie dafür und sind damit zufrieden.*
Tipp: den Flossenschlag und die Flossen bewusst wählen!
Es lohnt sich, seinen Flossenschlag und die Flossen bewusst zu wählen und der Situation anzupassen. In den meisten Fällen wird der Frog-Kick die bessere Alternative sein. Wir sind sicher: Wer sich einmal daran gewöhnt hat, wird kaum wieder zum Standard-Beinschlag zurückwechseln.
Neben dem Standard-Flossenschlag und dem Frog-Kick gibt es noch einige weitere sinnvolle Beinschläge, die vor allem unter Tec-Tauchern bekannt sind: den Helicopter-Turn zum Beispiel, den Back-Kick und den modifizierten Flutter-Kick. Es lohnt sich, sich auch diese Techniken einmal genauer anzusehen – zum Beispiel in den sehenswerten Ausbildungs-Videos im You-Tube-Kanal von Wracktauchen.
Bitte verinnerlichen!
Ganz gleich, für welchen Flossenschlag ihr euch entscheidet, wer ein guter Taucher ist oder werden will, sollte zwei Dinge verinnerlicht haben wie ein Mantra:
- Der Flossenschlag gilt der Fortbewegung bzw. Steuerung der Position. Wer gut tariert ist, schlägt nicht mit den Beinen, wenn er sich nicht fortbewegen oder seine Position verändern möchte! Wer ohne Beinschlag nicht kann, ist nicht vernünftig tariert!
- Die Hände werden zur Fortbewegung nicht benötigt, außer für ganz grobe Korrekturen (zum Beispiel, um im letzten Moment zu verhindern, mit einem anderen Taucher oder Korallen zu kollidieren)! Wer ohne Handbewegungen nicht kann, ist nicht vernünftig tariert!