Fernsteinsee und Samaranger See in Tirol: Klare Sicht und märchenhaftes Panorma

fernsteinsee-EW80-pixabay

In Tirol liegen zwei Tauchplätze nebeneinander, die zu den schönsten Bergseen überhaupt zählen: der Fernsteinsee und der Samaranger See.  Mit Glück kann man hier auch unter Wasser von einem Ufer bis zum anderen sehen. Auf jeden Fall erwartet den Taucher ein märchenhaftes Panorama.

Bis zu 50 Meter weit soll man durch den Samaranger See blicken können. So erzählen es Taucher, die bei gutem Wetter vor Ort waren. Und auch der Fersteinsee zählt zu den klarsten Seen im Alpenland. Die Zeitschrift Unterwasser wählte die Seen unter die 100 schönsten Tauchplätze – weltweit. Das Schöne: Sie liegen direkt nebeneinander.

Als ich in Nassereith ankomme, hat es sich jedoch schon tagelang eingeregnet. Dicke, dunkelgraue Wolken hängen vor den Berghängen und verschleiern die Sicht auf die Gipfel. Trotzdem locken Fernstein- und Samaranger See mit bläulich-grünem Leuchten.

Der Sichtweite unter Wasser allerdings hat der Regen nicht gut getan: Im Fernsteinsee beträgt sie maximal fünf Meter. Zwar entspannt es unendlich, über große Algenwiesen zu schweben. Doch der Tauchgang im Fernsteinsee ist unspektakulär. Keine Spur von Superlativ, statt dessen Ernüchterung. Von oben hat mir dieser See dafür umso besser gefallen.

25 Meter Sichtweite
Auch im Samaranger See ist unter Wasser wegen getrübter Sicht vom anderen Ufer nichts zu sehen. Allerdings wäre es unangebracht, sich ernsthaft über 25 oder 30 Meter Sichtweite zu beschweren. Der Samaranger See wurde mir von mehreren Tauchern als der schönere der beiden Seen angekündigt – offenbar zu Recht. Die Sicht ist beinahe so klar wie im Grünen See, doch der Charakter ist nicht vergleichbar.

Im Samaranger See liegen in Ufernähe uralte Baumstämme kreuz und quer übereinander. Als hätte ein Riese ein gigantisches Mikadospiel in den See geworfen. Erst wenn ein vergleichsweise winziger Taucher darüber schwebt, werden die Dimensionen wirklich sichtbar.

Empfindliche Vegetation
Die maßlose Kraft der Natur hat diese Bäume von den Bergen in den See gespült. Von der Kälte sind sie beinahe konserviert. Werden Sedimente aufgewirbelt, setzen sie sich auf den empfindlichen Wasserpflanzen im See ab und drohen sie zu ersticken.

Aufgrund des kalten Wassers – acht Grad zeigt der Tauchcomputer an – dauert es Jahrzehnte, bis sich von Sedimenten bedeckte Pflanzen erholen und nachwachsen. Jeder Flossenschlag muss hier gut überlegt sein. Ins Wasser dürfen daher nur Taucher mit einer dreistelligen Zahl von Tauchgängen im Logbuch.

Flüssige Watte
Auf den Baumstämmen und auf dem Grund des Samaranger Sees wuchern weißliche Schleimalgen. Wie eine Decke aus flüssiger Watte legen sie sich über alles. Es sieht aus, als würden sie an Baumstämmen und Felsbrocken herunter fließen.

Der grün-blaue Farbschimmer unter Wasser und die große Sichtweite bilden ein märchenhaftes Panorama. An einer Stelle ragt eine ganze Tanne vom Grund in Richtung Seemitte. Auch ihre benadelten Äste sind von einer dünnen Schicht Schleimalgen überzogen.

Gedenkstätten unter Wasser
Eine Gedenktafel und ein Kreuz erinnern an zwei in den siebziger Jahren verunglückte Männer. Deutlich sind ihre Namen, Fotos Widmungen von Tauchern zu erkennen. Ein mulmiges Gefühl auch Jahrzehnte nach den Unglücken.

Im flacheren Uferbereich wuseln Saiblinge und Bachforellen durch das Astgewirr und über Algenteppiche. Sie begleiten die Taucher bis zum Ausstieg. Auf der Wasseroberfläche sind schon von unten tausende tanzender Regentropfen zu erkennen. Das Frieren fängt jetzt erst so richtig an.