Probleme beim Druckausgleich und daraus entstehende Ohrenschmerzen können den Spaß am Tauchgang schnell verderben. Unsere Tipps helfen, Probleme beim Druckausgleich unter Wasser in den Griff zu bekommen, Ohrenschmerzen schon über Wasser vorzubeugen und die Ohren richtig zu reinigen.
Druckausgleich-Problemen kann man vorbeugen
Wie jeder Taucher wissen sollte, geht man nicht mit einer Erkältung oder einem Schnupfen tauchen. Das würde nicht nur die Wahrscheinlichkeit erhöhen, ein Barotrauma zu erleiden, sondern auch Druckausgleich-Probleme wahrscheinlicher machen. Auch nach dem Fliegen können die Schleimhäute ausgetrocknet und die Ohren leicht anfällig sein für Probleme mit dem Druckausgleich. Deshalb sollte man sich eine gewisse Eingewöhnungszeit vor dem ersten Tauchgang gönnen. Und die Klimaanlage im Hotel eher zurückhaltend nutzen.
Wichtige Hinweise zum Ohren reinigen mit Wattestäbchen
Wir wissen es eigentlich alle, doch längst nicht jeder hält sich daran: Zum Ohren reinigen sollte man keine Wattestäbchen verwenden, jedenfalls nicht tief im Gehörgang. Die Ohren verfügen über einen Selbstreinigungsmechanismus: Der Ohrenschmalz wird automatisch von innen nach außen transportiert, inklusive Schmutzteilchen und Hautzellen. Da der Ohrenschmalz leicht antibiotisch wirkt, haben es Krankheitserreger schwer. Ein Wattestäbchen, mit dem man das Ohr innen reinigt, kann diese Schutzschicht stören, das Abfließen des Ohrenschmalzes verhindern, die Haut im Ohr austrocknen und rissig werden lassen und somit die Anfälligkeit der Ohren erhöhen. Das kann bis zur Verstopfung mit Ohrenschmalz und somit bis zur Schwerhörigkeit führen. Gelangt zudem Wasser in ein mit Ohrenschmalz verstopftes Ohr, kann dies die Verstopfung sogar noch vergrößern, weil das Wasser den Ohrenschmalz aufquillt.
Die Verstopfung mit Wattestäbchen zu bekämpfen, würde alles verschlimmern: Der Pfropfen wird noch weiter ins Ohr gedrückt, landet irgendwann auf dem Trommelfell und verursacht Ohrenschmerzen. Ein Wattestäbchen sollte daher ausschließlich dafür eingesetzt werden, um den Eingang des Ohres vom überschüssigen, nach außen gewanderten Ohrenschmalz zu reinigen.
Ohren reinigen, aber richtig
Der Hals-Nasen-Ohrenarzt Dr. med. Wolfgang Vahle empfiehlt auf seiner Website, den Ohreneingang täglich mit dem Finger und einem Kosmetiktuch zu reinigen und bei sehr trockenem Ohrenschmalz einmal pro Woche ein Tröpfchen Babyöl in den Gehörgang zu tropfen. Wer verstopfte Ohren hat, sollte zum Ohrenarzt gehen und sie dort reinigen lassen. Normalerweise geschieht dies schmerzlos, außer der Pfropfen liegt auf dem Trommelfell und der Gehörgang ist entzündet. Der Arzt weist zudem darauf hin, dass Eltern nicht mit Wattestäbchen in den Ohren ihrer Kinder hantieren sollten.
Lerne deine Ohren kennen
Nicht alle Ohren sind gleich. Während der eine Taucher sehr häufig den Druckausgleich im Ohr machen muss, kommt der andere nur mit wenigen Malen aus. Der eine macht’s mit der Hand an der Nase (Valsalva-Manöver), der andere kriegt es mit Schlucken hin und der nächste muss nur den Unterkiefer nach vorne schieben, um den Druck im Ohr auszugleichen. Eine allgemeingültige Methode gibt es nicht. Vielmehr muss jeder Taucher für sich selbst herausfinden, welche am besten funktioniert und wie häufig seine Ohren den Druckausgleich brauchen, um Ohrenschmerzen zu verhindern. Fest steht nur: Man sollte nicht bis zu den Ohrenschmerzen warten, bis man den Druckausgleich macht.
Richtiges Abtauchen hilft beim Druckausgleich
Vor dem Abtauchen kann man die Muskeln, die für den Druckausgleich benötigt werden, durch das Hin- und Herschieben des Unterkiefers etwas auflockern. Der erste Druckausgleich sollte zügig erfolgen, nachdem der Kopf die Wasseroberfläche verlassen hat. Und er sollte ruhig ausgeführt werden. Es kann helfen, etwas mehr Blei mitzunehmen und mit den Füßen zuerst abzutauchen. Letzteres reduziert den venösen Druck im Kopf, man ist von der Lage her stabiler und der Kopf wird weniger schnell einem Druckunterschied ausgesetzt.
Die ersten zehn Meter sind am wichtigsten
Weil sich der Druck von der Wasseroberfläche (1 bar) bis auf zehn Metern Wassertiefe (2 bar) verdoppelt, ist der Druckausgleich in diesem Bereich besonders häufig nötig. Selbst wenn man also nach dem Abtauchen noch mit dem Buddy, der vielleicht unbekannten Umgebung und / oder Ausrüstung beschäftigt ist, sollte man sich gezielt auch auf den Druckausgleich konzentrieren. Ein häufiger Druckausgleich in diesem Bereich ist völlig in Ordnung, denn zu häufig kann man den Druckausgleich nicht machen.
Weniger Tiefe kann Abhilfe schaffen
Bei Problemen mit dem Druckausgleich unter Wasser hilft es immer, die Tiefe zu verringern. Schon ein paar Meter können genug Erleichterung schaffen, um den Druckausgleich – vorsichtig – wieder machen zu können. Sobald der Druck im Ohr ausgeglichen ist, kann dann wieder normal tiefer getaucht werden. Wichtig ist natürlich, kontrolliert und langsam aufzusteigen und auch dann nur vorsichtig mit den Ohren zu arbeiten. Der Blick auf den Tauchcomputer oder Tiefenmesser hilft bei der Orientierung.
Wenn nichts hilft während des Tauchgangs
Wenn der Druckausgleich partout nicht funktionieren will, die Gruppe aber schon einige Meter unter einem ist, nützt es nichts: Man kann nicht mitgehen auf die Tiefe der Tauchpartner. Wenn es möglich ist, den Sichtkontakt zu halten, kann man auf einer Tiefenlinie tauchen, auf der man keine Ohrenschmerzen hat und die Gruppe noch gut im Blick hat. Eventuell hilft ein eher diagonales als vertikales Abtauchen. Wenn der Buddy oder Guide nach einem schaut, wird er einen sehen und man sollte unbedingt signalisieren, dass man Ohrenprobleme hat. Er wird dann mit der Gruppe ebenfalls ein paar Meter aufsteigen, wenn nötig. Oder man steigt nach Absprache ein paar weitere Meter auf, bis der Druckausgleich normal funktioniert, und taucht dann langsam ab zum Rest der Gruppe. Sollte alles keinen Sinn machen, wird der Tauchgang flacher als geplant weitergeführt, unter- oder abgebrochen.
Wenn die Ohren nicht wollen, dann wollen sie nicht
Wenn es eine goldene Regel gibt, dann diese: Wenn der Druckausgleich nicht funktioniert, lässt er sich auch nicht erzwingen. Es dauert nicht lange, bis jeder Zentimeter Wassertiefe höllische Ohrenschmerzen verursacht. Es bringt absolut nichts, den Druckausgleich erzwingen zu wollen oder noch fester zu probieren – ganz im Gegenteil. Um das Trommelfell nicht zu verletzen, gilt es, ruhig zu bleiben und keinen Zwang anzuwenden.
Vor dem Tauchgang kein Nasenspray benutzen
Was grundsätzlich nicht empfohlen wird, ist das Benutzen von Nasenspray unmittelbar oder mehrere Stunden vor dem Tauchen. Dessen Wirkung kann während des Tauchgangs nachlassen. Und wenn dann unter Wasser die wieder geschwollenen Schleimhäute die Stellen verstopfen, durch die für den Druckausgleich Luft gehen muss, kann sich die eingeschlossene Luft beim Auftauchen nicht ausbreiten. Das kann zu erheblichen Problemen führen, die man nicht unterschätzen sollte. Ich selbst kenne einen Taucher, dem nach so einem Vorfall deutlich sichtbar die Stirn anschwoll und dem der HNO-Arzt die verstopfte Stelle durchstechen musste, damit der schmerzhafte Druck endlich entweichen konnte. „Das Auftauchen war die Hölle“, sagte der Taucher an der Oberfläche. So etwas ist wohl eher selten, kann aber passieren.
Ohren nach dem Tauchen pflegen und Infektionen vorbeugen
Auch nach dem Tauchgang kann man noch einiges für seine Ohren tun, insbesondere um Infektionen vorzubeugen. Die meisten Taucher spülen ihre Ohren spätestens unter der Dusche mit lauwarmem Frischwasser, manche benutzen desinfizierende und ölige Ohrentropfen. Dafür gibt es zahlreiche Rezepte, die man in einer Apotheke anmischen lassen kann. Was auch helfen kann: ein Tropfen reines Olivenöl, um das Trommelfell geschmeidig zu halten. Geeignetes Olivenöl bekommt man ebenfalls in der Apotheke. Im Idealfall lässt man sich das in einem Fläschchen mit Pipette geben. Wie gesagt: Wattestäbchen tief im Gehörgang sind tabu.
Was tun bei regelmäßigen Problemen mit dem Druckausgleich?
Wenn es häufig Probleme beim Druckausgleich gibt, kann unter anderem eine Tubenbelüftungsstörung eine Ursache sein. Ein HNO-Arzt sollte bei der Abklärung helfen, bevor man selbst Maßnahmen ergreift. Auf der Website Tauchersprechstunde.de rät Dr. med. Christoph Klingmann aus München dazu, die Ohrtrompete gezielt zu trainieren und zu pflegen. Seine Tipps:
• 2,5 Liter Flüssigkeit pro Tag trinken, um die Schleimhäute zu befeuchten. Alkohol zählt natürlich nicht.
• Täglich zwei Mal eine Nasendusche mit Kochsalz durchführen: 1 EL Kochsalz pro Liter Wasser. Das Salzwasser wird lauwarm durch die Nase eingezogen und durch den Mund ausgespuckt.
• Mindestens 50 Mal pro Tag einen Druckausgleich nach Valsalva durchführen, um die Ohrtrompete zu trainieren.
• Wenn das alles nicht hilft, kann ein abschwellendes Nasenspray Abhilfe schaffen. Wie oben schon geschrieben, sollte man es aber nicht vor dem Tauchen anwenden. Auch ein Kortisonspray kann, über einen langen Zeitraum angewendet, helfen.
Wer weiß, dass seine Ohren besonders empfindlich auf Druck reagieren, kann auch beim Austauchen darauf achten. Man sollte dann nicht allzu lange im Flachwasserbereich zwischen null und fünf Metern herumdümpeln oder „jojo tauchen“, sondern nach dem Sicherheitsstopp auf fünf Metern in diesem Bereich bleiben oder auftauchen.